Am gestrigen Sonntag stand unser Spiel gegen den Aachener SV II nicht unter den besten Vorzeichen: Mit vier Spielern aus der ersten Mannschaft (Samuel Statz, Daniel Effer-Uhe, Pascal Berkle und Alphons Schiffer) und vier Ersatzspielern aus der Zweiten und Dritten (Klaus Jödden, Werner Baumgarten, Dominik Dreser und Günther Klughardt) war gegen den Tabellenzweiten (mit einem FM und sogar einem IM angetreten) von vornherein klar, dass wir allenfalls Außenseiterchancen haben würden. Die haben sich dann aber - trotz des deutlichen Endergebnisses - tatsächlich ergeben. Selbst ein knapper Sieg wäre denkbar gewesen.
Schon nach kurzer Zeit konnte Pascal an Brett 4 das erste Remis einfahren - mit Schwarz gegen einen Gegner, der 100 DWZ-Punkte mehr hat, ein ordentliches Ergebnis. Die nächsten beiden beendeten Partien gingen aber dann zu unseren Ungunsten aus: Samuel spielte an Brett 1 eine interessante Partie gegen einen 2200er, in der er zwar zunächst einen Bauern mehr hatte, dafür aber eine sehr gedrückte Stellung in Kauf nehmen musste. Letztendlich hätte er bei bestmöglicher Behandlung den Bauern bei ausgeglichener Stellung zurückgeben können, fand aber nicht die ideale Variante und gab dann auf. Als nächstes musste Dominik die Segel streichen - er hatte im frühen Mittelspiel bei gegnerischem Stellungsvorteil einen Bauern verloren, ließ dann eine taktische Möglichkeit, ihn zurückzugewinnen, aus und war den Rest der Partie dann gegen einen stärkeren Gegner chancenlos. Zwischenstand: 0,5-2,5.
Werner geriet, nachdem sein Gegner ein Remisangebot abgelehnt hatte, an Brett 6 ebenfalls unter Druck und hatte eine schwierige Stellung zu verteidigen, und auch Günthers Stellung machte uns Sorgen. In der Folgezeit entwickelten sich aber einige der verbleibenden Partien sehr erfreulich. Ich hatte mich an Brett 2 gegen den Internationalen Meister entschieden, mich nicht in einer ruhigen Partie positionell plattdrücken zu lassen, sondern stattdessen die Stellung unter Materialopfer schon in der Eröffnung zu verkomplizieren. So opferte ich schon im achten Zug eine Leichtfigur gegen zwei Bauern, um dem Gegner Schwächen in der Königsstellung zu verpassen - korrekt war das zwar (wie mir auch während der Partie bewusst war) nicht, aber es schien mir gegen einen übermächtigen Gegner die besten praktischen Chancen zu bieten. (Außerdem erhöhte es die Chancen auf eine kurze Partie - für den Abend hatte ich Karten für die "Lachende Kölnarena"...) Alphons hatte eine für ihn typische verworrene Partie auf dem Brett, in der wir seine Chancen als etwas schlechter einstuften, aber durchaus auch noch Hoffnung auf den ganzen Punkt hatten. Und Klaus hatte an Brett 5 - immerhin auch gegen einen Fide-Meister - zeitweise eine sehr komfortable Stellung.
Als nächstes konnte Günther - trotz problematischer Stellung - aufgrund der schlechteren Zeit seines Gegners ein Remis erkämpfen. Ich selbst konnte die Partie lange offen gestalten und am Ende von einer Kombination (oder besser: einem Rechenfehler meines Gegners) profitieren und die Leichtfigur bei einem Mehrbauern zurückgewinnen. (Aber selbst ohne diesen Rechenfehler war die Stellung keineswegs leicht für ihn). Als er mir dann aber in einem für mich klar besseren Endspiel Remis bot, nahm ich an, weil der Mannschaftskampf mittlerweile angesichts der inzwischen erreichten Stellungen von Werner und Klaus sicher verloren war und ich ja immer noch die Kölnarena-Karten hatte... (Ob ich mich jetzt freuen soll, einem IM ein Remis abgenommen zu haben, oder ärgern, dass ich ein Endspiel, das ein Spiel auf ein Tor gewesen wäre und kein Verlustrisiko beinhaltet hätte, nicht ausgekämpft habe, weiß ich nicht so recht. Aber immerhin war ich pünktlich in Köln!)
Werner und Klaus mussten dann irgendwann die Segel streichen, aber erfreulicherweise konnte Alphons noch den vollen Punkt für uns einfahren: insgesamt also 2,5-5,5. Ein Unentschieden oder sogar ein knapper Sieg wären bei idealem Verlauf durchaus drin gewesen, aber gegen einen Gegner, der praktisch an jedem Brett deutliche DWZ-Vorteile hatte, können wir mit dem Endergebnis durchaus leben.